Dienstag, 30. Mai 2017

Flasche oder Brust

So. Der Post ist, nach mehreren Wochen, nun endlich fertig.
Es ist für mich ein sehr sensibles und emotionales Thema, deswegen ist es mir besonders wichtig, dass man mich hier nicht missversteht. 

Es geht um das Stillen.

Ich schließe ich mit dem Thema endlich ab. 
Hört sich irgendwie dramatisch an, oder? 
Aber für mich war es sehr lange Zeit sehr schwierig damit umzugehen. 


Unser Kleinster isst mittlerweile, mit seinen 14 Monaten, bei uns vom Tisch mit. 
Milch trinkt er nur noch Morgens zum Frühstück dazu. Somit ist das Thema für uns eigentlich schon erledigt.

Ich weiß aber, dass es Mamas gibt, die wie ich, auch nicht stillen bzw. gestillt haben und deshalb an sich zweifeln.
Gerade vor einigen Tagen habe ich mich mit einer Mama unterhalten, deren Kleiner sehr viel weint. 
Sie ist ganz verzweifelt gewesen. "Ich hätte das mit dem Stillen doch besser durchziehen sollen..." Sie machte sich Vorwürfe...dachte, es sei ihre Schuld daran, dass es dem Kleinen nicht gut geht...so wie viele andere...

Das Thema wird in "Mütterkreisen" auch oft sehr aufgebauscht. 
Da ist es nicht verwunderlich, dass man sich als unsichere Jungmama sehr davon beeinflussen lässt.

Wenn man sein erstes Kind erwartet, und dann auch bekommen hat, ist man sich in sehr vielen Dingen unsicher. 
Man will alles richtig machen und diesem kleinen, zarten Menschlein nur das Allerbeste geben. 
Man lässt sich aber auch viel zu leicht verunsichern. Ob durch die Medien oder Gespräche mit Familie, Freunden und anderen Müttern.
Immerhin kennen die sich aus, denkt man.

Und bei den vielen Ratschlägen die man bekommt, beginnt man zu zweifeln: "Ist meine Entscheidung falsch?", "Sollte ich es lieber anderes machen?". 
Dabei ist es, meiner Meinung nach, gerade in der Rolle als Mutter, enorm wichtig, auf seine Intuition und sein Bauchgefühl zu hören.

Meine Still-Geschichte 

Für viele Frauen die ein Kind erwarten, ist es selbstverständlich dass sie ihr Baby stillen werden.
Ich war mir nicht sicher. 
Will ich das? Wie fühlt sich das an? Tut es weh? 

Ich wollte es aber auf jeden Fall ausprobieren. 
Und ich wollte unbedingt, dass mein Kind Muttermilch bekommt. Immerhin ist es das Beste, das ich meinem Kind geben könnte. 
Und ein Baby MUSS doch gestillt werden...

Als unsere Maus dann da war, hat es mit dem Stillen jedoch nicht geklappt. 
Direkt nach der Geburt wurde sie mir an die Brust gelegt, hat aber nicht angefangen zu saugen.
Sie kam für eine Nacht auf die Intensivstation zur Beobachtung, und im Anschluss auf die Kinderstation in ein Wärmebettchen. 
Sie lag dort eine Woche lang mit anderen Babys in einem Raum. 
Ich war im Zimmer auf der Wöchnerinnenstation, bekam eine Milchpumpe und pumpte in regelmäßigen Abständen meine Milch ab.

Das musste ich aber erst lernen. 
Ich hatte Respekt vor der Milchpumpe, weil ich zuvor natürlich noch nie eine benutzt hatte. Und die Vorstellung, dass mir dieses Gerät die Milch aus der Brust zieht, war für mich auch ziemlich gruselig. 
Mir half eine Schwester im Krankenhaus... nun ja. Ich kam an eine etwas ältere, ruppige Dame, die einen ziemlich harten Ton anschlug und nicht gerade sanft war... 
Versteht mich nicht falsch, ich finde es nicht schlimm - und manchmal sogar sehr notwendig - einen direkteren Ton anzuschlagen (gerade bei solchen Angsthasen wie mir), aber ich hätte mir in meiner Situation von ihr etwas mehr Einfühlungsvermögen gewünscht... 
Wie auch immer, ich bekam das mit dem Abpumpen letzten Endes gut hin und brachte die Milch dann immer in kleinen Fläschchen hoch auf die Kinderstation. Dort fütterte ich die Maus wenn sie Hunger hatte. 
Zwar habe ich es auch weiterhin öfter mit dem Stillen versucht, aber es wollte einfach nicht klappen. 

Und Es lag an mir. Ich konnte es einfach nicht. 
Es war wie eine Blockade. In meinem Kopf. In meinem Körper. 
Ich konnte dieses Kind einfach nicht an meine Brust lassen. Es tat weh. Es war so unangenehm. Und ich verkrampfte bei jedem Vesuch mehr.
Egal ob ich es in dem Zimmer versuchte in dem sie lag, oder ob ich ins Stillzimmer ging um mehr Ruhe und Privatsphäre zu haben. Es ging nicht. 
Und irgendwie wollte ich es auch nicht. Nur wollte ich mir das damals nicht eingestehen. 
Ich schämte mich so unendlich. Und ich hatte das Gefühl als Mutter nicht richtig zu "funktionieren".

Wie konnte ich mich nur so anstellen? Eine Mutter muss doch ihr Baby stillen! 

Ich pumpte weiterhin ab. Und jedes Mal, wenn ich die Milch auf die Kinderstation brachte wurde ich gefragt, ob ich denn nicht stillen würde bzw. ob ich es denn nicht doch noch einmal versuchen wollte. Jeden Tag musste ich mich neu erklären. Und bei jedem Mal fühlte ich mich schlecht. Als würde ich etwas tun, oder in diesem Fall eben nicht tun, was meinem Kind schadet... 
Sie bekam doch meine Muttermilch! Nur eben nicht direkt aus meiner Brust, sondern über einen kleinen Umweg aus einem Fläschchen. 
Warum war das denn so falsch?!

Als ich mit der Maus endlich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, bekam ich eine elektrische Milchpumpe mit Nachhause. 
Das Abpumpen klappte gut. Es spielte sich gut ein und mein Mann unterstützte mich sehr. 
Aber nach etwa 5 Wochen kam immer weniger Milch. 
Ich pumpte öfter und länger ab. Nahm Bockshornklee-Kapseln, die ich von meiner Hebamme bekommen hatte, um die Milchbildung anzuregen. Aber es half nicht. 
Kurz darauf entzündete sich meine Brust, wurde hart, rot und tat weh... Quarkwickel und eine Tasse Pfefferminztee halfen um die Brust abschwellen zu lassen und die Entzündung zu lindern. 
Zum Schluss pumpte ich alle 2 Stunden ab. Am Tag und in der Nacht. 
Als ich vor Erschöpfung kaum noch die Augen offen halten konnte, bekam ich die klare Ansage von meiner Hebamme das Abpumpen sein zu lassen. Auch mein Mann war dafür nun endlich mit Milchpulver zu beginnen. 
Zwar hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich dachte, es mit dem Stillen nicht genug versucht zu haben, war andererseits aber auch erleichtert, dass endlich jemand sagte "es ist ok, wenn du aufhörst". 

Hab ich es denn je wirklich gewollt?
Oder wollte ich es nur, weil man es von einer Mama erwartet? 
Weil man das eben macht als Mama? 
Weil ich Angst hatte vor der Reaktion anderer, wenn ich mich offen gegen das Stillen entscheide? 

Ich weiß, dass viele nicht verstehen können, warum ich solche Hemmungen davor hatte. Immerhin ist das doch "das Natürlichste der Welt".
Dauernd wurde mir von anderen Müttern erklärt, wie praktisch das Stillen doch ist, weil man nicht dauernd die "Fläschchen-Ausrüstung" mitschleppen muss und die Milch immer in der richtigen Menge und der richtigen Temperatur zur Verfügung hat, wenn sie das Kind braucht. Und wie schön es doch ist, sein Kind an der Brust zu haben. Wie besonders diese Momente sind...

Werde ich mit meinem Kind eine gute, enge Bindung aufbauen können, wenn ich es nicht stille? Habe ich genug Körperkontakt mit ihr? Wird unsere Bindung schlechter oder schwächer als die einer Mutter zu einem Kind das gestillt wird?


Bei der Schwangerschaft und nach der Geburt des Sternchens war es anders. 
Ich wollte das nicht. Diesen Stress. Diesen Druck. Von außen. Und auch von mir selbst. 
Ich gestand mir zu zu sagen, dass ich nicht stillen und auch nicht abpumpen WILL. 

Anfangs, nach seiner Geburt, kamen wieder die gleichen Gefühle hoch wie nach der ersten Geburt: Ist meine Entscheidung richtig? Schade ich meinem Kind? Soll ich es nicht doch noch einmal versuchen?
Eine Schwester merkte, dass etwas nicht stimmte und ich vertraute mich ihr an.
Sie war sehr verständnisvoll. Sie bestärkte mich, auf mein Bauchgefühl zu hören und das zu tun was sich für mich gut und richtig anfühlt. 
Kurz nach unserem Gespräch, bat ich sie um das Mittel, welches die Milchbildung hemmte. 

Ich hatte mich entschieden. 
Dieses Mal sagte ich ganz offen, dass ich nicht stillen will. 
Ich merkte zwar (wieder), dass es viele nicht nachvollziehen konnten. Aber ich bekam auch viel Mut zugesprochen. Und es fühlte sich richtig an. Ich fühlte mich irgendwie befreit. 

Für mich war das Fläschchen der bessere, der richtige Weg!

Ich habe versucht zu stillen, obwohl ich mich unwohl dabei fühlte. Es kostete mich eine lange Zeit, viele Tränen und Selbstvorwürfe bis ich mir erlaubte dazu zu stehen nicht stillen zu wollen. 

Ich beneide jede Mutter, die stillt. Bei der es auf Anhieb geklappt hat und die diese besonderen Still-Momente erleben darf/durfte.
Es ist wunderschön und ich wünsche jeder Mutter die stillt, dass sie es genießen kann. 

Und ja, ich kenne natürlich die Vorteile des Stillens für die Mutter und vor allem für das Kind. 

Aber selbst über meinen Körper zu bestimmen, die körperliche Unabhängigkeit vom Kind, war und ist mir enorm wichtig. Ich bin mir wichtig. Genauso wie es mir meine Kinder sind. Und das macht mich nicht zu einer schlechteren oder einer nicht-funktionierenden Mutter und Frau.

Eine Mutter die stillt ist nicht mehr wert als eine die nicht stillt!

Die eine stillt 4-6 Monate, die andere 2 Jahre oder noch länger.
Die eine hat sich gegen das Stillen entschieden, weil sie wieder rauchen möchte, die andere weil sie Schmerzen hat und/oder Medikamente nimmt. 
Auch wenn man nicht alle Gründe, für oder gegen das Stillen, richtig findet oder verstehet, machen es alle diese Frauen trotzdem richtig. 
Richtig für sich. Richtig für ihre Kinder. 

Egal aus welchem Grund sich eine Mutter für oder gegen das Stillen entscheidet, es sollte akzeptiert und respektiert werden. Von allen. 

Es ist ihre Entscheidung. 
Es ist ihr Körper. 
Und es ist ihr Kind für das sie, wie alle Mütter, ihr Allerbestes gibt. 

Eure Kati

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